Gemeinsam durch die Krise

Gemeinsam durch die Krise

Münchner Wochenanzeiger, 12.08.2020 - „Wir sind insgesamt stolz darauf, wie wir das Schiff durch die Krise manövriert haben“, sagt Max Christl, Geschäftsführer des Autohauses Christl & Schowalter. Dass die Corona-Pandemie Auswirkungen auf jeden Einzelnen und auch auf sein Unternehmen haben werde, sei ihm schnell klar gewesen. „Deshalb haben wir sofort einen Krisenstab einberufen, der aus den Personal- und Serviceleitern sowie den Geschäftsführern bestand.“ Das inhabergeführte Familienunternehmen ist eines der führenden Autohäuser im Großraum München und beschäftigt an seinen beiden Standorten in der Filchnerstraße in Forstenried sowie in der Haggertystraße in Freising über 250 Mitarbeiter.

„Helden des Alltags“

Geschlossen hatten die Autohäuser während des Corona-Lockdowns nicht, gearbeitet wurde in zwei Gruppen, um die Abstands- und Hygieneregelungen einzuhalten. „Ich sehe unsere Mitarbeiter auch als Helden des Alltags, weil sie in dieser schwierigen Zeit dafür gesorgt haben, dass die Mobilität bestehen bleibt“, betont Max Christl. „Was wir gemeinsam während der Krise geleistet haben verdient Respekt und Wertschätzung.“ Auch wenn der Auftragseingang zwischenzeitlich stark eingebrochen ist, gab es immer etwas zu tun. „Es war deutlich zu spüren, dass die Menschen weniger Auto gefahren sind.“ Seine Mitarbeiter haben zum Teil Resturlaub oder Überstunden abgebaut und die Verkäufer haben im Home-Office gearbeitet.

Keine Kurzarbeit

Staatliche Förderung musste das Familienunternehmen nicht in Anspruch nehmen. „Wir haben immer gut gewirtschaftet. Das hat sich, wenn man das so sagen will, schlussendlich bezahlt gemacht“, erzählt Max Christl. Und auch Kurzarbeit sei kein Thema gewesen. „Darauf sind wir sehr stolz. Wir haben zudem auch keine Corona-Kündigungen ausgesprochen.“ Ganz im Gegenteil: um in diesen schwierigen Zeiten ein positives Zeichen an die Belegschaft zu senden, habe man während des Lockdowns sogar fünf befristete Verträge von Mitarbeitern in unbefristete Arbeitspapiere umgewandelt. „Wir lassen niemanden alleine“, betont der Geschäftsführer. „Zudem haben wir schon im April beschlossen, Boni und Tantieme aus 2019 an unsere Mitarbeiter auszuzahlen.“

 Transparente Maßnahmen

Es sei für das Unternehmen ein entscheidender Vorteil gewesen, dass in der Krise alle mitgezogen sind. „Wir haben versucht, unsere Maßnahmen immer transparent zu halten und ich denke, dass ist uns gelungen“, sagt Max Christl. So habe es in Zeiten des Corona-Lockdowns zum Beispiel jeden Tag eine Rundmail an die Mitarbeiter gegeben, in der mitgeteilt wurde, was der Krisenstab beschlossen habe. „Von Anfang an hatten wir drei Ziele formuliert, die es einzuhalten galt: keine Nettoeinbußen für die Mitarbeiter, der Betrieb muss kostendeckend weitergeführt werden und es darf keinen Corona-Krisenherd innerhalb der Firma geben.“

Hochvoltexperten

Mittlerweile läuft der Betrieb im Autohaus Christl wieder normal, „sofern das in Corona-Zeiten eben möglich ist“, wie Max Christl betont. Insgesamt blickt der Geschäftsführer aber positiv in die Zukunft. Die Firma plant einen neuen Standort in der Kiefernstraße in Neuried – mit einer Werkstatt sowie einem Karosserie- und Lackzentrum für Nutzfahrzeuge. Und auch was die neuen Technologien angeht, sei man gut aufgestellt. „Wir bilden seit zwei Jahren Hochvoltexperten aus. Diese Art der Wartung ist laufleistungsunabhängig. Durch diese Investition in die neuen Technologien können wir als einer der wenigen Standorte Elektro- und Hybridfahrzeugen reparieren.“ Das Thema E-Mobilität sei bei den Menschen angekommen „und wir als Unternehmen sind gut darauf vorbereitet.“ Zudem kooperiere man mit der Handwerkskammer München und Oberbayern und mittelständischen Anbietern im Bereich von intelligenten Lademanagement-Lösungen.

„Positiver Aspekt“

Und auch das Thema Home Office sieht er positiv. „Die Arbeit unserer Mitarbeiter im Home Office war für uns eine Chance. Diesen Kurs werden wir weiterfahren und unseren Mitarbeitern die Flexibilität anbieten, auch von zu Hause zu arbeiten“, betont Max Christl. „Das hätten wir uns so vor der Corona-Krise nicht vorstellen können. Man hängt ja doch irgendwie in alten Mustern fest. Aber nachdem wir jetzt gezwungen wurden und gesehen haben, wie gut das Arbeiten im Home Office funktioniert hat, wollen wir daran festhalten. Das nehme wir sicherlich als positiven Aspekt aus der Krise mit.“

„Weniger laut denken“

Und dann hat Max Christl auch noch einen Wunsch an die Politik: „Ich würde mir wünschen, dass die Politik weniger laut denkt und erst etwas kommuniziert, wenn es beschlossen ist“, sagt der Geschäftsführer und macht dies auch an einem Beispiel fest: „Als Oberbürgermeister Dieter Reiter über ein Dieselfahrverbot in München nachgedacht hatte, hatten wir allein an einem Tag 35 Stornierungen. Ich denke, das könnte man sicher auch anders machen.“